die Landschaft

Ein Rundgang in der näheren Umgebung des Dorfes Lyss zeigt uns die erdgeschichtlich charakteristischen Gesteine und Formen unserer Landschaft. Am Ufer des Lyssbaches in der Gegend des Buchzopfen, an der Busswilstrasse, am Kirchhubel oder bei der ehemaligen Brauerei stossen wir auf die Sandsteinschichten der Süsswassermolasse.

Sie entstand aus Ablagerungen der Gebirgsflüsse im urzeitlichen Molassemeer, das sich zwischen Alpen und Schwarzwald/Vogesen ausdehnte. Die Molasse bildet als mächtiger Gesteinstrog das Fundament unserer Landschaft. Der Verlauf cler Gesteinsschichten lässt an mehreren Stellen erkennen, dass die heutige Ebene zwischen Lyss und dem Jensberg einstmals von einem gewaltigen Sandsteingewölbe überdeckt gewesen sein muss, das im Laufe der Erdgeschichte durch Bewegungen der Erdrinde und durch Verwitterung zerstört und in erdgeschichtlich jüngeren Zeiten von Gletschern und Flüssen fast eingeebnet wurde.

Gletscher und Flüsse verfrachteten später aus den Gebirgen grosse Schottermengen in unsere Gegend und überdeckten die Molasse über weite Flächen. Die gewaltigen Kiesschichten in der Kiesgrube Bangerter oder in der alten Gerneindegrube an der Bürenstrasse, die Findlinge im Kreuzwald oder die Moränenablagerungen auf dem Kreuzhubel und im Baggulwald - sie alle sind Zeichen des eiszeitlichen Rhonegletschers, der unsere Gegend zeitweilig in einer Mächtigkeit von mehreren hundert Metern überdeckte und in jahrtausendelanger Arbeit den Taltrog unserer Gegend ausschliff, In der erdgeschichtlich gleichen Zeit entstanden auch die ursprünglichen Flussläufe des Seelandes.

In der grossen Zwischeneiszeit vereinigten sich Broye und Saane westlich von Lyss; die aus den Schmelzwassern des Aare- und Rhonegletschers entstandene Aare hingegen schuf sich den engen Durchbruch des Lyssbachtales durch die Molasseschichten des Frienisbergs und des Bucheggbergs und vereinigte sich im Raum des heutigen Dorfes mit dem gemeinsamen Flusslauf von Broye und Saane.

Nach dem endgültigen Rückzug der viermal ins Mittelland vorgestossenen eiszeitlichen Gletscher breitete sich in unserem Gebiet vorerst der «Solothurnersee» aus, ein Schmelzwassersee, der durch eine Endmoräne des Rhonegletschers im Gebiet von Solothurn aufgestaut wurde und sich in seiner grössten Ausdehnung bis ans obere Ende des heutigen Neuenburgersees ausdehnte.

Ein Seitenarm des Sees erstreckte sich ins Lyssbachtal bis gegen Schüpfen. Später schütteten Aare und Lyssbach auf dem flachen Seegrund rneterclicke Sand und Kiesschichten zu einer schwach geneigten Ebene auf, in der die Wassermassen träge und in unzähligen Windungen und Verzweigungen talabwärts flossen. In den «Giessen» im Auenwald der alten Aare, die unser Dorf im Norden begrenzen, lassen sich heute noch die ehemals oft vielfach gewundenen und verzweigten Flussläufe der Aare erkennen.