Capellibach

ja den gibt es in Lyss

Geschichtlich ist dieser Name im Urbar aus dem Jahr 1618 erwiesen. Doch vorerst etwas über den Begriff "Urbar" . Die nähere Bezeichnung dafür lautet: "Vergriff (Begriff) und Inhalltt alles Vermögens der Kilchen zu Lyss" und zwar "an pfenningen,Korn- und Haberzinsen ...", was darauf schliessen lässt, dass die Kirche vom Mittelalter her nicht nur kapitalkräftig, sondern auch Landbesitzer war. Daniel Kistler, der Notar, der dieses Vermögensverzeichnis neu aufsstellte, bezieht sich denn auch auf den "Inhalt des Jarzythbuchs,Geschrifften, Rödeln und zwöyen gemachten, so darumb hiervor uffgericht worden Urbaren".

Besonders das "Jarzythbuch" deutet noch auf die Zeit vor der Reformation (1528) hin. Es enthielt ein Verzeichnis von Schenkungen an die Kîrche, wofür als Gegenleistung die Priester an einem bestimmten Tage zum Seelenheil des Verstorbenen eine Messe lasen.

So wissen wir, dass "Henslin Frischis" von Lyss der Kirche "drü manns meder matten .... enet der Aaren" verschenkte, im Falle er aus dem Kriege gegen die "Armagnaken" nicht heimkehren würde. Und da er in der Schlacht bei St.Jakob an der Birs 1444 fiel, gelangte dieses Land "enet der Aaren in Simons ynsel" wie es näher bezeichnet wurde, tatsächlich in den Besitz der Kirche.

Die Kirche besass aber nicht nur Land; sie lieh Geld aus und kassierte Zinsen dafür, die sie dann zur Unterstützung der Armen und zum Unterhalt der Kirche verwendete. Solche Anleihen gewährte sie vor allem an Bauern, die dafür mit ihrem Land bürgen mussten, oder, wo das nicht genügte, Mitbürgen aangeben mussten.

Da heisst es beispielsweise:"so denne git vorgenannter Bendicht Klentschi als Houptgült, Durs Löffel und Hans Jacob Körli als bürgen, in halt eines brieffs mit Herren Vogt Brusers sigel bewart, von Fünffzig pfund pfenningen Houptguts Järlich uff Andreä Zins an pfennigen 3 pfund. Darumb ist hafft- und pfanndtbar ein halbe Jucharten achers im Wallis Loch neben dem Capellis bach" Oder "Daniell Risen sol den Kilchgenossen von wegen sines Vatters säligen Houptgut 66 pfund, 11 schilling, 3 pfennig; git destwegen davon alle Jar uff Santt Andrees tag Zins an pfennigen 3 pfund, 6 schilling" und als Pfand wird erwähnt: "von uff und abe sines Rieds by Riegkerzholtz, stosst wider bysen an Cappellisbach unnd windshalb (im Westen) uff Hans Banngartter, hend die Klentschinen Sonnenuff- und Bendicht Friden- niedergangs daran."

Damit ist erwiesen, dass mit dem "Capellibach" das Bächlein gemeint ist, das durchs Wallisloch herunterfliesst, heute aber infolge Einfassung in Rohre verschwunden ist. (Durch den Kauf von privater Seite entstand das heutige Biotop)

Wieso der Name "Capellibach" ? Da stehen wir vor einem Rätsel. Stand dort oben irgendwo eine Kapelle ? Eine Kapelle, die mit dem Siechenhaus in Beziehung stand ? Man könnte folgendes vermuten: Die abgesonderten Siechen (unheilbar Kranke) durften kaum in die Kirche zum Gottesdienst kommen. Hat man für sie eine besondere Kapelle gebaut? Vom Siechenbach bis dort hinauf war's nicht weit ...

In diesem Zusammenhang sei ein Chorgerichtsentscheid erwähnt, der deutlich darauf hinweist, dass man Unheilbare nicht im Dorfe dulden wollte: wir lesen: "Sonntag den 17.Jenner 1647 ist citiert worden des Hans Bürgis säligen frouw Barbli, wegen ires abschüwlichen und wüsten angesichts, da ire nachbuwren sich klagen, sy wöllindt nit, dass sy zu inen und under inen wandle, es sey dann sach, dass sy sich arznen lasse; ist desswegen iren befolchen worden, dass sy gen Bern für die meister gange und sich schouwen lasse, und darnach von denselben ein gschrifft bringe."

In gleichem Sinne ging man gegen "Steffan Spängler" allhie im Dorff" vor, "wegen dass er vil frömbd verdächtig und argwönig lütt ynzücht, bherbringet, bhuset und bhoffet und dass er vergangenen Jars einen Sondersiechen über nacht ghan ..."

Schliesslich weiss man ja, dass sogar Graf Peter von Aarberg aussätzig war und deshalb in einer Scheune vor Aarberg wohnen musste, wo er kinderlos verstarb.