Kriegswesen
1653 fand der Bauernkrieg statt, der mit einem Aufruhr im Entlebuch gegen die Herren in Luzern begann, dann aber auf das Bernbiet, den Aargau, Solothurn und Baselland übergriff und schliesslich, wie es in Kriegen, besonders in Bürgerkriegen, nicht anders sein kann, zu sinnlosem Blutvergiessen und unmenschlichen Racheakten hinführte, wie wir es heute in Irland und anderswo noch miterleben. Damals Wurden die Rädelsführer mit grausamer Härte bestraft. Lm Geschichtsbuch lesen Wir: «Emmenegger endete am Galgen, Schybi wurde schwer gefoltert und hernach enthauptet, Leuenberger, mit einem hölzernen Schwert an einem Wehrgehänge von Stroh zur Seite, in Bem dem Spotte des Pöbels preisgegeben und hierauf ebenfalls enthauptet»
Über 40 Todesurteile wurden gesprochen, und «ausserdem wurden manche an Zungen und Ohren geschlitzt, ausgepeitscht, mit Kerker, Einsperrung auf venezianische Galeeren oder Verbannung bestraft und durch schwere Geldbussen ihres Vermögens beraubt›>.
Wie hat unser Dorf diesen Krieg erlebt? Eine Eintragung im Chorgerichtsmanual jener Zeit ist recht bezeichnend; sie lautet: «Ist erschinnen Elsi Am, Christen Höubis frouw, wegen dass sy fräffenlicher und unverschambter Wys nach der kindtstouffe am dritten tag uss der kindbetti gangen. Sy ist bekantlich (geständig), verspricht sich, das ungestüme kriegswesen seige dess ein ursach, dann man Imme (ihr) gseyt, der krieg z‘nacht ins Dorf kommen und das Dorf blünderen werde und mit füwr anstecken, da es dann im huss nit sicher hätte syn können, bette (bitte) aber umb gnad,..›>
Angst und Verzweiflung sprechen deutlich aus diesen Zeilen. Man weiss, dass die aufständischen Bauern Gümmenen besetzt hielten und Aarberg belagerten, um den Anmarsch der damals regierungstreuen Waadtländer und Neuenburger zu verhindern.
Zu gleicher Zeit marschierten Emmentaler unter Leuenbergers Führung und unterstützt von 700 Entlebuchern gegen Bern und hatten schon Ostermundigen erreicht. Die wildesten Gerüchte wurden verbreitet: die Bauern hätten die Absicht, die Stadt Bern einzunehmen, sämtliche Einwohner zu töten und die Regierungsämter unter sich zu verteilen. Die Stadtberner boten den Bauern eine Entschädigung von 50 000 Pfund an, und es kam zum sogenannten Vertrag auf dem Murifelde. Aber schon am folgenden Tage stellte Leuenberger neue Forderungen. Da gelang dem damaligen Landvogt von Laupen, Johann Jakob Durheim, wie W.F. von Mülinen in «Berns Geschichte 1191 bis 1891, Festschrift zur 700jährigen Gründungsfeier» erzählt, eine Kriegslist: er liess den Bauern, die Gümmenen besetzt hielten, mitteilen, «Leuenberger sei mit seinem Heere katholisch geworden. Kaum hatten sie es vernommen, so zerstreuten sie sich. Auch jene, die Aarberg belagerten, vernahmen es und liefen davon. So konnten auch die Truppen aus Erlach und Neuenburg ungehindert nach Bern ziehen.›>
Es ist kaum daran zu zweifeln, dass ausgerechnet in diesen kritischen Tagen unsere «Elsi Arn, Christen Höübis frouw››, ihr Kind zur Welt brachte und zu ihren ausgestandenen Schmerzen und Ängsten noch die Schelte des Chorgerichts hinnehmen musste, denn der Schluss der schon erwähnten Eintragung lautet: «Ist derwegen von sölcher fräfenheit und unverschambte (Unverschämtheit) abzustahn
vermant, und um 10 schilling erkennt (bestraft) worden.›>