Unerlaubtes Wirten
Unerlaubtes Wirten und noch Schlimmeres
Ums Jahr 1630 gab's nur eine Wirtschaft in Lyss; aber aus verschiedenen Chorgerichtsurteilen geht hervor, dass da und dort in Privathäusern gewirtet wurde. Vermutlich war das auch anderwärts im Bernbiet üblich und nahm in der Zeit des 30jährigen Krieges, da es den Eidgenossen verhältnismässig sehr gut ging, ein solches Ausmass an, dass die Obrigkeit dagegen einschreiten musste und den Chor- richtem auf dem Lande draussen die Pflicht auferlegte, «nach luth der Satzungen und Mandaten liederliche winckelwirt ze straffen››.
Die Chorrichter in Lyss nahmen diese Aufgabe so ernst, dass sie sogar Hans Zimmermann, den Krämer im Dorf, vor Gericht zitierten «wegen dass er das Jungvolck, knaben und töchteren, und anders mutwilligs volck ynzüche und ynlasse, denen statt und plaz zum spilen und tanzen und zu ander lychtfertigkeit mit synem kram und gwerb gäbe, und sy wol so bald gält daharbringen, dass nieman weyss, wo sy es überkommen, ist zur bhutsame vermant und einmal um 10 schilling erkennt worden, und wo er von sölchem ynzug nit abstahn, sunder mehr statt und plaz gäben würde, sölle er dem Vogt verzeigt werden».
Und schon einen Monat später wurde «Hans Steblers wyb uff der Leuweren›› vorgeladen, weil sie «glychfals ouch ynzug heige, bsunders nächtlicherwyl, da man vil ess und trincke››. Sie verteidigte sich, «es syg nit mehr darm nur einmal beschächen, sy heige aber nit gemeint, dass es ettwas schaden wurde, es syge darzu wider iren willen gschen.>>
Die Chorrichter liessen diese Entschuldigung nicht gelten; sie musste 10 Schilling Busse bezahlen und wurde vermahnt, in Zukunft «darvon abzustahn>>.
Ob sie für das Essen und Trinken wirklich Geld annahm, ist aus dem Protokoll nicht ersichtlich.
Auch im folgenden Fall, der zwei Monate später behandelt wurde, ist eigentliches Wirten nicht erwiesen; aber hier handelt es sich um ein recht anrüchiges Gewerbe, das die Chorrichter nicht länger in ih- rer Kirchgemeinde dulden durften; wir lesen; «Den 12. February 1626 den Hans Brottbach bschickt, von wegen dass er stätts liederlichs und fuls volcks ynzücht, mit huren husshalt und mit verdächtigen lüten als mit schinderen und wasenmeisteren nächtlícher wyl frisst und sufft. Deswegen imme befolchen und gebotten worden, die hu- ren uss dem huss zuthun und des lychtfertigen volcks sich zu müssigen. Ist um ein pfund buss erkennt worden.››