Fassnacht

Zu den Pflichten der Chorrichter gehörte unter anderem auch:

«nach luth der Satzungen und mandaten ze straffen, als da sind:

p) in mummeryen und Fassnachtbutzen Wyss umblouffend,

q) Fassnachtfüwr machend.››

Diese Strafandrohungen verraten deutlich, dass damals im Lande herum solche aus heidnischer Zeit stammenden Volksbräuche noch recht im Schwang waren und auch etwa zu gefahrlich en Auswüchsen führten.

So kamen im April 1645 Bendicht Ris und Conrad Arn vor Chorgericht, weil sie «an der alten fassnacht zum fassnachtfuwr glouffen, mit einer brennenden fackelen zu dess Wyssharen reben überen glouffen, alda dem Wyssharen die hütten under einem boum anzündt und verbrönnt, dadurch dem Sager gar lycht ein grosser schaden hette mögen widerfahren››.

Wir stellen fest: damals wurde noch ein Fastnachtsfeuer angezündet, um die bösen Wintergeister zu vertreiben, femer, dass es in Lyss noch einen Rebberg gab, der dem damaligen Sager Wysshaar gehörte. Die Vermutung liegt nahe, dieser Rebberg habe sich am Südhang des heutigen Rebenweges befunden. Das Fastnachtsfeuer wurde wahrscheinlich auf einer nahen Anhöhe abgebrannt. Conrad Arn, Christen Anis Sohn, ein Müller, verteidigte sich: «er syge nüt zu Wysshaars Reben glouffen, es Werde mit der Warheit das niemand von im (ihm) reden können, er wüsse nüt darumb.››

Man glaubte ihm einigermassen, gab ihm aber zu bedenken: «wann der Juncker Vogt Wyter an in (ihn) sezen Wurde, sölle er lugen, wie ers versprechen könne››

Offenbar forschte der Junker Vogt nicht weiter, da man in Bendicht Ris einen Schuldigen gefunden hatte. Zwar auch er «Iougnet der that››, muss aber zugeben, «er syge wol by dem fassnachtfüwr gsyn, er syge aber angenz dadannen heimwärts gangen››.

Das glaubte man ihm nicht, denn «des Hanns Steiners dry Murknecht» sagten als Zeugen aus: «dass Bendicht Ris und Cunrad Am yedweder mit einer füwrigen fackelen vom fassnachtfuwr dannen gstracks gegen Wysshaars reben anhin glouffen›>, mussten freilich bekennen: «sy heigen sy aber nit gsächen die hütten anstecken und verbrönnen››. Aber dann wurden weitere Klagen über Bendicht Ris laut: «es ist

im (ihm) ouch fürghalten worden, Wie er unlangst z”nacht mit einem Wüsten hutt von Rosshaar gmacht zum Lyssbach unden am Dorf gangen, die iungen buben z'föı'chten gmacht, ettliche derselben in bach ynhin gstossen und gwäschen, dessen er ouch lougnet.››

Die Gegenbeweise waren offenbar so überzeugend, dass auch sein Vater, Daniel Ris, Vorsitzender des Chorgerichtes, ihn nicht mehr retten konnte. «Bänzli›› Ris musste «24 stund in die gfangenschafft gen Arberg›>.