das Ehepfand

Was heutzutage mit der gegenseitigen Übergabe des Verlobungsringes bekräftigt wird, geschah in früheren Zeiten vermittelst eines Ehepfandes, meistens in der Form einer Münze, die vom Burschen seiner Auserwählten angeboten wurde. Wenn diese das Geldstück annahm, versprach sie ihm dadurch, seine Lebensgefährtin werden zu wollen. Und wehe, wenn das Versprechen nicht gehalten wurde! Daraus konnten langwierige Chorgerichtsfälle entstehen, die nicht selten bis an das «Obere Chorgericht» der Stadt Bern gezogen wurden.

Die Chorrichter hatten scharf darauf zu schauen, dass ohne dieses Eheversprechen junge Leute nicht nähere Beziehungen pflegten. So Wurden am 20. January 1639 Daniel Struch und Adeli Dick, des Adam Möris Jungfrau unter der Linden, vor das Chorgericht zitiert, «wegen dass sy einanderen nächtlicherwyl nachgangind››.
Man fragte sie, «ob sy einanderen die eh versprochen heigindt oder welcher meinung sy zusarnen Wandlindt?›› Und da beide «unverholen bekennet, sy habindt einanderen nütt verheyssen››, entschied die Ehrbarkeit, Wie das Chorgericht auch genannt wurde, «dass sy eintwäders einanderen müssig gangindt, es syge tags oder nachts, oder aber einanderen ehlichindt und z“kilchen fürindt, nach lut der satzung>›. Und zur warnenden Strafe «ist yedes um 10 Schilling erkennt (gebüsst) worden››.
Dass auch auf unlautere Art dieses Eheversprechen zu erhalten getrachtet Wurde, beweist folgender Fall:
Am 23. April 1648 wurde «Steffan Bangerter, des Müller Hausis Sun››, vorgeladen, «wegen dass er das Elsi Berger, Hans Bergers sälig tochter, mit einer biren, darinn ein krüzdicken heimlich versteckt gsyn und dem Meidtlin zu essen gäben, der eh halben angsprochen››. Er habe ihr gesagt, «wenn es die biren näm, so müsse es in ouch han>›. Das gab er vor Gericht zu, wollte sich jedoch entschuldigen, indem er sagte, «der Michel Mülchi habe im anlass gän zum Meidtlin, er sölle nur kon, er welle im helffen›>.
Wie weit dieser Michel Mülchi dem Steffan Bangerter behilflich war, den «krüzdicken›› (eine Münze) in die Birne hineinzuoperieren, steht dahin; denn weder Michel Mülchi noch Elsi Berger wollten etwas von diesem Ränkespiel gewusst haben.
Freilich gestand Elsi, «dass es die biren Wellen essen; sobald es aber des verborgenen krüzdicken gwar worden››, habe es «weder der biren noch des krüzdicken nüt gwöllen und im die biren mit dem dicken wider anbotten›> Steffan weigerte sich jedoch damals, die Birne wieder zurückzunehmen und beharrte auf seinem Rechtsanspruch. Daraufhin habe Elsi «die biren mit dem dicken hinder den Meyer Risen gleit››, mit andern Worten: Elsi Berger brachte in seiner Not die Birne samt der Münze dem Vorsitzenden des Chorgerichts, Daniel Ris, und bat ihn fiehentlich um seinen Beistand.
Die Chorrichter fanden denn auch, dass der Steffan offensichtlich «list und tuck (Tücke) bruchen››, und dass «das Meidtlin kein lust zu im han wellen››. Diese Tatsachen hielten sie Steffan eindrücklich vor und überzeugten ihn, dass sein Anspruch auf Elsi «der Chorsatzurıg nit gemäss››. Er verzichtete denn auch, weil er wohl sah, dass er vor dem «Oberen Chorgericht» der Stadt Bern auch den kürzern ziehen würde. Für den ganzen <<Scherz›› musste er jedoch einen Gulden Chorkosten bezahlen. Wir sehen, dieses Ehepfand wurde sehr ernst genommen, und wir begreifen die Seelenpein, die jenes Madlen Mori erlitt, das beschuldigt wurde, von zwei Burschen diesen «Ehepfennig›› angenommen zu haben. Doch lassen wir, so weit möglich, die Chorgerichtsprotokolle sprechen.

Am Sonntag, den 28. Januar 1655 wurde «Chorgricht ghalten und sind erschinnen volgende personen: Bendicht Rüdeli von Oberwyl und Madlen Mori von Lyss, wegen dass eine gmeine gassenred gange, dass sy einanderen die eh sölten verheyssen haben; warum sy dan nicht nach Christenlichem bruch den ordenlichen gwohnlichen kilchgang miteinanderen verzügíndt?›› Bendicht Rüdeli bekannte, «dass er der Madlen Mori die eh verheyssen habe und gält uff die eh geben, seige ouch gsinnet gewesen, sy nach gmeinem bruch z'kilchen zeführen. Diewyl er aber von gwüssen lüthen vernommen, dass sy einem anderen von Büren die eh verheyssen, er ouch denselbigen nächtlicherwyl by irem huss gespürt und sy von demselbigen gält empfangen, so wölle er iren nüt, denn er wölle nit ein wyb han, die zweyen verheyssen habe.›› Diese Verdächtigungen trachtete Madlen zu zerstreuen; aber es gelang ihr nicht in überzeugender Weise. Sie behauptete vorerst, dieser Bursche von Büren habe «iren nüt verheyssen und sy im nüt verheyssen, ouch kein gält von im empfangen» Aber dann geriet sie offensichtlich in ein Netz von Widersprüchen, als sie aussagte, Peter Studer - so hiess der fragliche Bursche - habe «sy in Bütingen (Büetigen) vor ehrlichen lüten und hernach an einem abend vor irem huss vor Peter Arn, dem Chorrichter, der eh halben entschlagen und entschuldiget, als dass keines dem anderen ettwas verheyssen uff die eh heige›› Sie verlange aus diesem Grunde, dass «gemelter Benz (Bendicht Rüdeli) iren die versprochene eh halten sölle››. Benz war jedoch, wie offenbar die Chorrichter auch, nicht restlos von Madlens Aussagen überzeugt. Warum sollte es nötig sein, dass Peter Studer sie «der eh halben entschlage››, wenn vorher überhaupt nichts geschehen war? Ob er, Bendicht Rüdeli, sein Eheversprechen unter diesen Umständen halten wolle, fragte ihn der «Chilchmeyer››. Nein, das hat er «genzlich nit thun wöllen››. Deshalb fand das Chorgericht für richtig, «dass man ouch den von Büren beschicken sölle›> Und schon drei Tage später, am 31. Januar 1655, erschienen «Peter Studer von Frouwßrunnen, des Burgermeisters knecht von Büren, und Madlen Mori» vor Gericht. Auf die Frage, ob er wirklich der Madlen Mori «die eh verheyssen und iren gält uff die eh geben heyge» gestand er ohne Umschweife, «dass er iren die eh ufrecht und redlich verheyssen und iren ouch vier zugerdicken uff die eh geben heige schon Anno 1653 , und dass er ouch gsinnet gsyn, sy nach Christenlichem bruch z”kilchen zeführen. Weile sy aber einem anderen - als namlich dem von Oberwyl - versprochen, gält von imme empfangen, ouch inne (ihn) z'nacht by irem huss und heim allda antroffen››, so sagt er, «er wölle iren ouch nüt, besonders weile sy zu im gen Büren glouffen, in (ihn) flächentlich gebetten, weile ir Vatter sy einem anderen wider iren Willen ehlich versprochen, dass er iren die vier zugerdicken, die sy jar und tag im huss ghan, wider abnemmen, sy ledig sprechen und nüt an iren zürnen wölle.›› Die Chorrichter sahen sich gegenseitig verblüfft, ja besorgt an. So etwas! Sollte diese Mad] en Mori das ganze Chorgericht in schamloser Weise hinters Licht führen wollen? Die Sittenwächter waren die Jahre hindurch an allerlei Schlimmes geraten; aber solche Unverfrorenheit von einer übrigens recht netten Tochter hatten sie noch nicht erlebt. Sie warteten gespannt, wie Madlen auf diese Aussagen reagieren würde. Doch die Angeklagte gab nicht im geringsten klein bei, im Gegenteil; im Protokoll heisst es, dass sie alles «starck lougnet und verneinet und seit, er habe sy niemalen umb die eh angredt, ouch kein gelt uff die eh geben››, denn «er habe iren unwüssend und hinderrucks das gelt uff den tisch gelegt, darum sy im ouch das gelt wider gen Büren ze huss bracht››. Und sie wiederholte ihre frühere Aussage, nämlich, dass «er sy zu Büttingen und vor Peter Arn ledig gesprochen und sy offentlich entschlagen habe>›. Das Chorgericht war ratlos; doch Peter Studer half ihm glimpflich weiter: im Protokoll lesen wir: «Weile sy nun nit bekantlich syn wöllen der eh halben, dass er iren etwas verheyssen und gält uff die eh empfangen beige, und sy inn um die entschlachnus oder ledigsprechung angredt, hatt gemelter Studer mit zweyen khundtschafften sölches zu bewysen understanden, dass sy imme ja gen Büren nachglouffen, inn um verzychung und entschlachnus angredt, daruss man lychtlich abnemmen könne, dass sy imme die eh zugesagt und die vier dicken, welche sy also lang in dem huss behalten, wider abgenommen habe.›› Das Chorgericht war denn auch sofort bereit, «dass man die khundtschafften uff erste glägenheit verhören und verzeichnen sölle››. Schon am 7. Februar 1655 war es so weit. «Peter Studer von Frouwbrunnen und syne khundtschafftlütt, Herr Joseph Kachelhofer, Burgermeister zu Büren, und Hans Juzeler, ein Senn da dannen››, erschienen vor dem Chorgericht in Lyss. Jeder wurde einzeln verhört «und hatt Herr Burgermeister Kachelhofer in grund der warheit züget, wie dass Anno 1654 spatt im Herpst vor Wienacht gedachte Madlen Mori gen Büren kon seige und alda ein Zins imme bracht, da er es under anderem gfragt, was die ursach seige, dass es stätts dem knecht nachgange; ob sy ettwan einanderen die eh versprochen heigen?›› Madlen habe dies «gelougnet››, aber er Wollte sicher sein und habe den Knecht hergerufen und vor die gleiche Frage gestellt. Dieser habe das Eheversprechen zugegeben, jedoch Madlen habe «es abermalen gelougnet››. Nun folgt im Protokoll eine recht dramatische Stelle: «hernach, als der knecht syner gschefften halben uff den abend in die Schür gangen, habe es (Madlen) sich ouch dahin begeben und im angstlich und flehentlich angehalten, dass er°s widerum der eh halben ledig sprechen und das gelt im widerum abnemmen wölle, denn der Vatter habe sy wider iren willen einem anderen elılich versprochen» Er, der Burgermeister, habe dann selbst gehört, wie sein Knecht ihr vorgehalten habe: «Wie kom pts, dass du also fräffenlich vor mynem Herren hest dörífen lougnen? Weisst du nit, dass wir einanderen die eh verheyssen? Du bist ein schöne tochterl» «Hernach habe sy im wyter mit allem emst anghalten, dass er das gelt, namlich die vier Zugerdicken wider abnemmen wölle››. Aber der Knecht habe sich «dessen mechtig geWidriget››. Schliesslich habe sie «imme das gelt Wider synen willen in den busen gestossen››. Auch Hans Juzeler, der Senn, «hatt bezüget, wie gemelte Madlen Mori uff ein zyt by dem Studer gsyn und inn um tusend Gottes willen gebetten, dass er nüt zürnen und nüt uss der sach machen, sonder darzu schwygen wölle››. Nun steckte das Chorgericht Wieder in einer Sackgasse. Weder Studer noch Rüdeli wollten weiterhin etwas mit Madlen zu tun haben; Madlen soll gegen ihren Willen vom Vater einem andern versprochen sein; sie beharrt darauf, dass Rüdeli sein Eheversprechen halte... Da hält sich das Chorgericht von Lyss nicht mehr kompetent zu entscheiden und beschliesst deshalb: «Weile nun Madlen Mori der eh halben gegen Studer nit bekantlich syn wöllen, und keiner syner begert, haben wir all dry paıthyen dem Chorgricht zu Bern zeüberschicken gut funden, alda wyteren bscheid zeerwarten.›› Dies hatte zur Folge, dass der Prädikant als Protokollführer des Chorgerichtes einen ausführlichen Bericht über den vorliegenden Streit zuhanden des obern Chorgerichtes der Stadt Bern verfassen musste. Der Chorweibel brachte in der Regel solche Briefe zwecks Versiegelung durch den Landvogt nach Aarberg, von wo aus sie mit der Postkutsche nach Bern befördert Wurden. Einige Tage später kam die Aufforderung vom obern Chorgericht an das Chorgericht von Lyss, dafür zu sorgen, dass die Kläger, Angeklagten und eventuelle Zeugen an einem bestimmten Tag in Bem vor Gericht erscheinen. Der Chorweibel musste im vorliegenden Falle auch nach Oberwil und Büren gehen, um die Aufgebote an den Mann zu bringen. Dem obern Chorgericht musste schriftlich bestätigt werden, dass dies geschehen sei und die zitierten Personen zur rechten Zeit in Bern erscheinen werden. Wenn man bedenkt, dass es damals weder Telephon, noch Eisenbahn, Fahrrad oder Auto gab, so ist man überrascht zu lesen, dass trotzdem nach funf Tagen, nämlich am 12. Februar 1655, der Handel in Bern entschieden wurde, und zwar ganz eindeutig zugunsten von Madlen Mori: Bendicht Rüdeli von Oberwil wurde verpflichtet, sein Eheversprechen zu halten und Madlen Mori zu heiraten. Das entsprechende Protokoll, einzusehen im Staatsarchiv in Bern, lautet: «von Bendicht Rüdelin von Oberwil bei Beüren, Magdlen Mori von Leis (Lyss) und Peter Studer von Frauwbrunnen berichtet ein Ehrbarkeit von Leis, dass Studer ira die ehe sölle verheissen und schon 4 dicken darauf geben haben, sie imme (ihm) volgents die 4 dicken wider in busen gschoben, die versprechung imme aufgeben und dem Rüdeli versprochen haben. Und da iez keiner iren nichts meer wolle, und ir einer den anderen in Verdacht zeüche, dass er mit ira möcht zu schaffen gehept haben: die weibsperson hierüber erforschet, will mit keinem nichts zu schaffen gehept und dem Studer gar nichts versprochen haben, bittend, den Rü delin zur haltung seines bekantlichen versprechens zu weisen; und weil nun Studer sein sach iahr und tag lassen erligen, seine pfennige widerumb hergnon, nicht gnug bewisen und selbs iren nichts mehr begert, sind sie ledig v.e.a. (voneinander) erkent, Studer in vorige freiheit gestellt, sie aber dem Rüdelin, als der ira der ehe bekantlich und ira z'halten nicht gar unwillig, ehelich zugesprochen. Der costen allerseits wettgeschlagen, ira aber auferlegt worden, mit den unterrichteren umb die emolument (Gebühren) und 3 urtteilgelt... dem Stauder eins zu geben.›› In offiziellem Schreiben wurde dem Chorgericht in Lyss dieser Entscheid mitgeteilt mit dem Auftrag, über den Vollzug der Eheschliessung wachsam zu sein. Und das schien offenbar nötig; denn im Protokoll steht: «Am 22. Aprilis 1655 ist vor Chorgricht erschinnen Madlen Mori, des Bendicht Moris tochter, wegen dass sy und ir zugesprochener Brütigam von Oberwyl nit nach dern befelch eines Ehrsamen Chorgrichts zu Bem den gewohnlichen kilchgang miteinanderen verzügindt» Man fragte sie, «was die ursach syge sölcher versumnus?›› Darauf «seyt sy, es fale nit an iren, sonder an im; sy heige schon dry ehrlich manen (Männer) an in gschickt, dass er sy nach erkandtnus unser Gnädigen Herren z'kilchen fiihre.›› Aber eben: «Sy möge in nit darzu bringen.›> Das Chorgericht beschloss einhellig, «dass man in ouch mit iren uff erste glägenheit allhar fur Chorgricht bschickt und in (ihn) darum erforscht» Das geschah endlich am 6. Mai 1655 , nachdem Rüdeli zuvor mehreren Auffordeıungen,vor Gericht zu erscheinen,nicht Folge leistete. Man hielt ihm vor, «warum er die Madlen Mori nach erkandtnus eines ehrsamen Chorgrichts zu Bern, wie ouch nach syner eignen versprächung nit zu kilchen führe, und warum er so manches Richterbott übersechen und sich so unghorsam und Widerspennig gstellt heige?›› Darauf entgegnete er, «der Peter Studer zu Büren habe in (ihn) also ufghalten und verhind eret››, weil dieser ihn «allzytt in dem Wahn glassen, als wenn er ettwas wüsse, das ihn der eh halben lidigen (befreien) möchte. Wyl er aber nun gwüsses und grundtliches erfahren können, so wölle er sy ia z'kilchen führen. Er begäre aber irenthalben ein Schyn, dass er in (ihn) dem Herren Predicanten könne für Weisen.›› Warum, so fragen wir uns, hat Rüdelin so lange gezögert, die Ehe zu schliessen, nachdem er doch in Bern laut Protokoll aussagtc, dass er «der ehe bkanntlich und ira z*halten nicht gar unwillig» sei? Was steckt hinter seiner Aussage vor dem Lysser Chorgericht am 6. Mai 1655 1 «der Peter Studer zu Büren habe ihn in dem Wahn gl assen, als wenn er ettwas wüsse, das ihn der eh halben lidigen möchte››? Zufällig fand ich im Staatsarchiv einen Nachtrag zu dem Obergerichtlichen Urteil vom 12. Februar 1655, der folgendermassen lautet: «den 19. Aprilis 1655 hat Rüdeli sich erklagt, sie habe einen anderen zur ehe veranlasset und andeütet, wie er, Rüdelin, über zwey iahr nicht leben werde. Bittend, obermelten Hans Stauder, der es imme gesagt, und noch auch ein weibsperson darumb z”vernemmen und mitvolgents von ira z”librieren, imme ein Schreiben an die E. von Leis (Chorgericht von Lyss), imme sein kundtschafft z'vernemmen, so sie die sach der Wichtigkeit findint, beid parthyen mit bricht harz`wisen, wo nicht, inne zum Kilchgang z'halten.›› Vermutlich wurde hier Hans Stauder mit Peter Studer verwechselt. Dieser und noch «ein weibsperson» sollen Rüdelin angedeutet haben, er werde «über zwey iahr nicht leben.›› Warum? War da ein dritter Anwärter auf Madlen Mori im Spiel? Drohte dieser ihn gar zu ermorden? Oder handelte es sich nur um einen dummen Scherz? Wir begreifen, dass Rüdelin zögerte und wohl in seiner Not vom Obergericht verlangte, dass es die zwei Personen einvernehme. Offenbar zerrannen dann aber alle ängstlichen Bedenken, da er «nun gwüsses und grundtliches erfahren können››. Dem «happy end» stand dann nichts mehr im Wege. Das Chorgericht Lyss stellte Rüdelin den verlangten «Schyn›› aus; die kirchliche Trauung konnte stattfinden. Leider wissen wir nicht, was darin im besondern festgehalten Wurde. Dann heisst es Weiter: «wyl er aber so vil Richtersbott, namlich acht, übersechen und sich gar unghorsam yngstellt, und dass er ouch zuvor 2 oder 3 mal erschinnen und aber imm (ihm) darnalen kein kosten zugleit worden, hatt man im (ihm) den kosten allen zusamen grächnet, und nachdem er vilfaltiger Wyss censurieıt, ist er umb 8 pfund kosten erkennt und verfellt worden, sol ouch angenz mit dem Herren Vogt zu Arberg um syner tagkosten abschaffen, desglychen mit dem weibel umb syner gäng und ussgeben gält ein guten willen schaffen» Madlen Mori kam kaum billiger weg, denn unterm 27. Brachmonat 1655 heisst es: «Madlen Mori gibt wegen synes lang gewährten Chorhandels, ouch wegen der khundtschafften 10 pfund.››