uneheliche Kinder

1628 fand sich der Grosse Rat der Stadt Bern, «genampt die Zweyhundert» veranlasst, «einer Statt und Landschaft zu nutz und frommen›› für verschiedene Straftaten viel strengere Ahndung zu verlangen, so «insonderheit das muttwillige, üppige und schandliche laster der unküschheit, hury und ehebruch, so by ihren gar vilen bald für kein sünd meh gehalten und geachtet werden will››.

So sollten Ledige ohne Unterschied für das erste unehelich erzeug- te Kind 10 Tage «bei wasser und muss in die kefi››. Das zweite Mal sollten sie 20 Tage lang abbüssen, und wenn”s zum dritten Unebe- lichen kam, fassten sie 30 Tage Gefängnis und wurden hernach des Landes verwiesen, wobei sie unter Eid versprechen mussten, nicht vor Ablauf einer gewissen Zeit zurückzukommen. Andere Verbre- chen führten sogar zu Landesverweisung «niit Eydt bey Verlierung des Lebens mit Urphed auf hundert und ein Jahr›>.

Ganz so schlimm waren die Bedingungen im Falle von Bendichtli Stebler nicht; denn es kam noch bei Lebzeiten wieder in die Kilchhöri Lyss zurück, nämlich zu Beginn des Jahres 1635.

Gewissen Gemeindebürgern passte diese Rückkehr offenbar nicht so ganz. Könnte man es zwingen, wieder zu verschwinden? Auf alle Fälle wurde dem Landvogt die Sache hinterbracht. Dieser fand je- doch keine gerichtlichen Unterlagen in Aarberg und befahl deshalb dem Chorgericht in Lyss, den Fall zu untersuchen. Das geschah am 15. März 1635. Wir lesen: «Bendichtli Stebler bschickt, da wir sy uss befelch des Herren Vogts erforschet, under welchem Herren Vogt ire dry fäler verloffen, und wer iren den eyd uss dem land hin- weg gäben heige und wie lang. Item, wer iren widrum ins land zegahn erloubt heige.››

Bendichtli gab willig Auskunft: «die begangenen fäler sygen fast mehrentheils under dem Herren Gruser und folgendts under dem Herren zur Kinden verloffen, und es habe für all dry fäler in der kefi abbüsst, und das im lidigen stand. Es syge ouch iren kein eyd uss dem land zu gahn gän worden, sunder der alt Stattschryber sälig heige iren gseit, sy sölle ettwan ein iar oder mehr abträtten, und sich «less landes üsseren, sy syge derwägen hernach drü Jar lang zu Messen gsyn und daselbs gedienet, sich ouch ehrlich und redlich gehalten, und die drü unehlichen kind in iren kosten erzogen. >>

Die Chorrichter schienen von dieser Auskunft recht befriedigt, ja erleichtert zu sein; denn der erwähnte Landvogt Joh. Gruser amtete von 1614 bis 1620, also zu einer Zeit, da sie noch nicht im Amte waren, und Niklaus zur Kinden von 1620 bis 1626, und das Wichtigste: der ebenfalls erwähnte «Stattschryber››, der dem Bendichtli in Väterlicher Güte riet, «ettwan ein iar oder mehr abzeträtten und sich des landes ze üsseren››, lebte nicht mehr.

Das Chorgericht beschloss deshalb, «dass man die sach dem Herren Vogt zuschryben sölle, und des kostens halben ist Bendichtli ledig erkennt worden››. Auch die <<Gemeindeväter›› lebten offenbar unter dem Eindruck, Bendichtli habe bisher schon schwer genug gelitten.