die Montur
Der Justinger-Chronik entnehmen wir, dass 1374 «die engelschen (Gugler) in das lant kamen von elsaz über den howenstein haruf gen argöw, gen burgunden und in der bern lant››... «daz gröste Volk, daz vor oder sider in disen landen je gesechen wart, Wo man sie schatzte daz rossvolk ob sechtzigthusent pferiden, darzu vil böses volks, daz da mitteluff: mörder, röuber, brenner, kilchenufbrecher, frouenschender, unglückmacher, frömde maneredenker und manig bösewicht...››
Diese <<engelschen›› brandschatzten und plünderten ein Grossteil unseres Mittellandes, verbrannten Gottstatt, lagerten in Fraubrunnen und Ins.
Kein Wunder, dass daraufhin die Berner ihre Wehrbereitschaft stark förderten. Und höchste Wachsamkeit war immer wieder nötig; erinnern wir uns doch nur an folgende Ereignisse: 1444 Schlacht bei St. Jakob an der Birs, 1474 - 1477 Krieg gegen Karl den Kühnen, die Schwabenkriege 1499, die beiden Kappelerkriege 1529 und 1531, die
Eroberung der Waadt 1536, die Bündner Wirren während des Dreissigjährigen Krieges 1618 - 1648, Bauernkrieg 1653 und die beiden Villmergerkriege von 1656 und 1712 usw.
Die Berner Regierung sorgte deshalb in der Folge reichlich für Waffen und Munition. Man hielt alljährlich Musterungen ab, wo «sytenwehr und harnist» (Säbel und Hamisch) kontrolliert wurden. Eine obrigkeitliche Verordnung verlangte von jedem, der heiraten wollte, dass er sich über den Besitz einer „Montur“, das heisst einer Uniform ausweise, wie folgende Eintragungen im Eherodel andeuten. Da heisst‘s: «Den 21. Heümonat 1735 ist allhier verkündet worden die Eheversprechung unsers Gemeindsgenossen, des Jona Peter von Dach, wohnhaft zu Alltenryf (Hauterive), mit Magdalena Gribolet von Bosles (Bôles), Comté de Neufchatel. Als er um seine Montur
gefragt worden, hatt er gesagt, er seye dorten Grenadier, und darann solle ihme auch nichts fehlen.››
Ferner: «Den 16. May 1738 sint ehlich eingesegnet worden Peter Gerig von Seedorf, dissmahlen in der Harderen wohnhafft, mit Elsbeth Affolterer auss der Harderen; zeigte wider mein Begehren seine Montur, welche er, der Trüllmeister, weisen sollte.“
Und: «Den 5. Heümonat 1737 sint ehlich eingesegnet worden Niclaus Arn mit Barbara Bart von Detligen, Arnbts Arberg, Kirchhöri Radelfingen. Fehlen noch an seiner Montur rothe Hosen, die er in Gegenwart des Wachtmeisters Bendicht Riss versprochen, sich solche ihme anzuschaffen, wann sie sollten von ihme begehrt werden; man habe ihme aber in der Generalmusterung den 1. Heümonat, hiemit den Montag gehalten, sie nit abgeforderet»
Seine Braut, Barbara Bart, wird also kaum das Röseligartenlied gesungen haben: «äs louft mer jede Morgen e rote Schwyzer nah...“ Wenn ein armer Bursche kein Geld hatte, um sich rechtzeitig eine «Montur anzuschaffen, konnte ihn dies vor das Chorgericht bringen, wie wir aus dem etwas gekürzten Protokoll ersehen: „Sontag,
den 2. Marty 1766 habe ich vorgebracht, dass Pfarrer Bitzi zu Radelfingen mir zugeschrieben, dass Anna Stebler, des Bendicht Stebler hinterlassenen Wittwe, die sich seit einiger Zeit zu Radelfingen als Spinnerin aufgehalten, der Schwangerschaft halben seye angegeben worden... welches sie auch gestanden und einen Kerl angegeben, der dort als Knecht diene, dessen Name ihme unbekant seye. Habe derohalben durch den Weibel uns diese Steblerin zugeschiket. Selbige
seye auch gestrigen Tags samt dem Kerl selbst bey mir gewesen. Habe
ihnen befohlen, heute vor hiesiger Ehrbarkeit (Chorgericht) zu erscheinen.
Als sie beyde zugegen waren, wurde sie, die Steblerin, ihrer Schwangerschaft halben gefragt, welche sie auch alsobald gestanden, sagende, sie wisse die Zeit dieser ihrer Schwangerschaft nicht gewiss, sie glaube, es war seit letztem Oktober. Als sie gefragt wurde, wen sie zum Vatter dieses Kinds angebe, sagte sie, ihn, den neben ihr stehenden Kerl. Als derselbe um seinen Namen gefragt wurde, sagte er, er seye Rudolf Steiner von Dürrenäsch, Kirchhöri Leüthweyl. Er laugnete die Anklag der Steblerin nicht, sagte, dass er das Mensch zur Kirche führen wolte, wan es ihm nicht an der Montur fehlete.
Als ihm gezeigt wurde, es (das Anni Stebler) solle machen, dass er eine anschaffe und alsobald Anstalt thue, dass in seiner Heymath die Eheversprechung verkündiget werde und dan auch selbige also bald hier verkündigen lassen, hat er versprochen, er wolle nun ungesaumt heimreisen und diesem nachkommen»