nun wirds ernst

Von allen Seiten her schien man dem jungen Wirt Caspar Marti, der Krachbeizen Sohn, aufzupassen. Sein Trotz, seine Eigenwilligkeit sollten gebrochen werden, und es kam sozusagen zum offenen Kampf zwischen Kirche und Wirtshaus.

Am 26. August 1664 musste Caspar vor Chorgericht erscheinen.

Drei Anklagepunkte brachte man vor:

1. «dass er die vätterliche warnung wegen der kinderlehren,darinnen er sich sehr hinlässig befinde, wenig beobachte, sonder sitthar Wider zwo underlassen heige.›› Wie schon früher, verteidigt er sich: «er könne nit geng in der kinderlehr sin, es müsse der wirtschaft auch jemand abwanen; die Mutter gange underwylen zur kinderlehr, so blibe er dann daheim» Das wollte man nicht voll gelten lassen. «Darüber ward er ernstlich vermant, dass er sin hinlässigkeit verbesseren sölle, sonst Werde man ihn an andere ort hinschicken.››

2. «dass er mehrermahlen, do er uf einem fuder mit korn in der schüren gsin, grüselig Sacrament gschworen, anstatt dass er Gott für solche edle, gute gab dancken sollte.››Caspar bleibt auch auf diesen Anwurf nicht stumm; er wehrt sich: «es heige ander leüth mehr etwas unart an ihnen, was mehr sig (was noch schlimmer sei), er möge wol gschworen han, es schweere menge.›› Zwischen den Zeilen spürt man deutlich den Vorwurf an die Chorrichter, sie hätten es nur auf ihn abgesehen, sie seien parteiisch. Aber sie blieben fest: «Er ist censuriert und vermant worden, dass er der heiligen Sacramenten anders dan im zorn gedencke; ist umb 5 schillig gestraft worden»

Die schwerste Anklage, Punkt drei, kam erst noch:

3. «dass er wider alles singen und sägen an Sontagen gastung halte, wie sonderlich verschinnen (letzten) Sontag, do by 8 personen, so von Arberg und eine drunder von hinnen gsin, von einem Kindtbettimal ussem Gräntschel kommen, und diewyl sie sich bis gegen abend dört verwylet, ohne zwyfel wol bezecht gsin, weder sonderlich hungrig noch durstig, er ihnen noch wyn ufgestelt» Das war nun doch der Gipfel. Caspar konnte nicht mehr ruhig antworten. Es heisst:

«Daruf er angenz mit zornigen geberden, truzigen und hönischen Worten gesagt, des Stuffeneggers sohn heige zu ihm gseit und befolchen, er sölle ein halb mass bringen, worumb söllte ers nit than han? Man heige kyb und nyd wider ihn, wir heigen sonder ufsicht uf ihn; hatt sölchergstalten gethan, als wenn wir sine Schulimpen (Schuhputzlappen) sigen.››

Die Chorrichter wollten sich nicht auf Glatteis begeben. Vater Stuffenegger war schliesslich Wachtmeister in Aarberg, also in unmittelbarer Nähe des Landvogtes, und die achtköpfige „Kindtbettigesellschaft“ kam, strafrechtlich betrachtet, von auswärts, und Auswärtige durften straflos bewirtet werden. Deshalb beschlossen die Chorrichter, dass Caspar auch «für dissmal ledig (ungestraft) sin sölle››, jedoch «mit der heiteren (klaren) Condition, wenn er witers mit gasthaltung (doch frömbde durchpassierende usgeschlossen) den Sabbath entheiligen und umb sines eigennutzes willen Gottes und der hochen Oberkeit Ordnung wie auch unsere treüwherzige vermanung übertretten werde, so sölle ihme - diese folgende Bedingung ist sehr zu beachten - alts und neüws zusamen gezelt werden, und sölle diese Sabbathsentheiligung ohne verschonen nach dem gsatz an ihme gstraft werden, sonderlich aber auch diss übermütige, stolze bochen (Pochen) und trozen››.

Trotz diesem scheinbaren Nachgeben kochte Caspar innerlich noch vor Wut, und «im ushingan us der kilchen hatt er trozigklich gesagt, es müsse gstorben oder gnäsen sin››.

Eine solche Redensart erschien den Chorrichtern Wie eine gefahrvolle Drohung, die Gegenmassnahmen forderte. Man gab deshalb dem Chorweibel den Auftrag, den Wirt auf Sonntag, den 11. September, wiederum vor Chorgericht in die Kirche aufzubieten.