Zwei Lysser waren dabei

So etwa würde die Schlagzeile in der Lokalzeitung gelautet haben, als die Kunde vom Fall der heldenhaft verteidigten Stadt La Rochelle im Jahre 1628 bis nach Lyss drang. Aber damals arbeitete die Nachrichtenübermittlung noch so langsam, dass erst fünf Jahre später, also 1633, zudem nur einigermassen sicher, bekannt wurde, dass wirklich zwei Lysser, nämlich Peter Stebler und Hans Jacob, dort mitgewirkt haben, wie wir aus Chorgerichtsprotokollen jener Zeit rekonstruieren konnten. Doch beginnen wir von vorne: Am 7. April 1633 wurden Jacob Löffel und Sara Engelhaar vor das Chorgericht zitiert «wägen dass sie sich also fräfentlich miteinanderen verehelicht unnd aber kein gwüsse Zügnus oder Kundtschafft offenbar, ouch keine Brieffen vorhanden, ob ir man Peter Stebler, so ongferdt vor fünf Jahren mit item wüssen ettwan ein Meister zu suchen unnd zu dienen hinweg greyset, noch in Läben syge oder nit >>. Sara konnte freilich einen Brief vorweisen; aber der stammte offenbar noch von ihrem damals lebenden Manne und nützte ihr nichts. Das Chorgericht entschied deshalb: «Sind destwägen von solcher fräffenheit und thorheit wägen für ein Ehrsam Chorgricht gen Bem gewisen.›› Dort sollten sie einen sogenannten «Rufbrief›› ausfertigen lassen, also eine Aufforderung an Peter Stebler, sich innert einer bestimmten Frist zu melden. Das hätte für Jacob Löffel und Sara Engelhaar eine bange Wartezeit bedeutet, ja sogar eine harte Strafe, falls Peter Stebler wirklich innert nützlicher Frist wieder aufgetaucht wäre. Sara bemühte sich deshalb, den Tod ihres Mannes zu beweisen. Und sie fand in Durs Kläntschi und Rudi Erni willige Zeugen. Im Protokoll vom 19. Mai 1633 heisst es: «Da Sara ires mans todt mit kundtschafften zu erwysen unnd waar zu machen understanden, zügen destwägen Durs Kläntschi und Rudin Emi yetlicher besonderlich und einhellicklich, das sy von einem bewussten Müllerknecht, so Hans Jacob gheyssen umıd ettwan by Hans Baumgartner, dem niederen Müller gedient, ghön heygen, dass er gredt und gseyt, er habe den Peter Stebler selbs gsächen zu Rochellen vergraben, unnd heige ouch da nach kriegs bruch und rächt ein schuz uff syn grab gethan.›› Diese etwas dürftigen Zeugenaussagen wollte das Chorgericht immerhin so weit gelten lassen, dass es entschied, Jacob Löffel und Sara Engelhaar seien «mit ynverlybeter Kundtschafft gen Bern für das Chorgricht gewisen, wytteren bscheid allda zu erwarten››. Sara musste für jeden Zeugen fünf Schilling bezahlen. Ob diese beiden, Peter Stebler und Hans Jacob, die Hugenotten in La Rochelle verteidigen halfen, oder ob sie im Dienste des berühmten Kardinals Richelieu standen, den heldenhaften Widerstand dieser Calvinisten zu brechen, wissen wir nicht sicher. Letzteres ist wahrscheinlich; denn schon 1624 liess Richelieu im Kampfe gegen die spanische Vorherrschaft durch französische Truppen und geworbene Schweizer das Veltlin besetzen. Dann brach 1625 der erste Hugenottenkrieg aus, und die geworbenen Eidgenossen machten hier wohl mit. Aber erst im zweiten Hugenottenkrieg, d.h. während der Belagerung von La Rochelle, September 1627 bis November 1628, waren die zwei Lysser dabei.