Collegi Musico

Anfangs Januar 1691 hielt Niggi Leyser, des Tischmachers Sohn, Hochzeit, und das Collegio Musico liess es sich nicht nehmen, ihm ein Ständchen zu bringen.

«Es taget vor dem Walde, stand uf, Katherlin!

Die Hasen laufen balde, stand uf, Katherlin!

Heia ho, heia ho! Du bist min und ich bin din.››

sangen die Burschen mit inniger Andacht, dass Niggis Katherlin die Tränen über die roten Backen herunterrieselten.

Dann folgte:

«Änneli, Wo bischt geschter gsi?›>

«Hinder em Hus im Gärtli.››

<<Säg, was hescht im Gärtli to?››

«Röseli pflückt und Mejero,

«hinder em Hus, hinder em Hus,

hinder em Hus im Gärtli.››

Irgendwie wollte dieses Lied weniger gefallen. Die Männer vom «Collegi›› dachten offenbar nicht mehr daran, dass Niggi «vor etwas Zyts» auch mit einem Änneli geliebäugelt und gewissen «Muthwillen triben» hatte; aber sie spürten Wohl, dass sie vermutlich einen <<faux-pas» gemacht hatten und wollten mit einem kräftigen dritten <<Gsang›› den peinlichen Eindruck verwischen. So dröhnte es denn:

«”s wollt wieder 'e luschtige Summer gä,

die Buebe ziehn i ds Fäld...›>

Zunächst schien sich die Stimmung des Brautpaares zum Guten zu wenden; als dann aber zum Schluss erklang:

«lm Rosengarten z'Mailand,

da het no mänge Platz.>›

War's vorbei mit der Freude. «Singen die vom Sterben! Jetzt, da ich erst recht leben will>›, flüsterte er Katherlin ins Ohr. Und für sich selbst sinnierte er: «Die können mir blasen, denen gebe ich nichts!›› Offen gestanden, der Niggi war recht sparsam, um nicht mehr zu sagen. Aber da hatte er nun «ohne das Collegi» gerechnet. Als dieses nach «etlich Zyt» merkte, dass Niggi nichts spendieren Wollte, wie es sonst üblich War, beschloss es, eine Abordnung zu ihm zu schicken; und diese «Usgeschossenen für das Gsang an sinem Hochzyt» gingen zu ihm, um die übliche Spende «ze heüschen››.

Aber «wohl mehl, der seige gröblichusgebrochen und heige gseit, er welle eher, dass es der Tüfel hätte, ob er mehr als 3 bazen Wollte geben!››

Zufälligerweise vemahm das einer vom Chorgericht, und da dieser Chorrichter seinen Amtseid ernst nahm und jeden <<Schwerer›› beim Chorgericht «verleidete›› (angab), musste sich am 23. Jenner 1691 Niggi Leyser vor Chorgericht verantworten. Da redete man so auf ihn ein, dass er schliesslich «ist sines fahlers bekant gsin››, und er musste

den Chorrichtem für ihre Mühe 1 Pfund bezahlen; aber damit nicht genug: man verpflichtete ihn, «er sölle nach altem Bruch mit dem Collegio abschaffen, nemmlich demselben auch ein pfund erlegen››.